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28.6.2012: "Wi(e)der das halbierte. Lernen - was uns zum Lernen bewegt" Offenes Colloquium mit Athanasios Marvakis

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Wie wir alle schon aus eigener Erfahrung kennen, benützten wir für unser Lernen zwei Methoden: es ist entweder eine ungeplante oder spontane „Begleiterscheinung“, ein unbeabsichtigtes Produkt unseres alltäglichen Handelns, oder es ist selbst eine besondere Form unseres Handelns. Das „Haus“, an dem wir in diesem sozialen Prozess mitbauen ist niemand anderes als wir selbst und unsere vielfältigen Beziehungen und Verbundenheiten mit unserer Welt. Beide Methoden machen schon den sozialen Charakter unseres Lernens deutlich.

Als Baumaterialien, aber auch als Bauwerkzeuge, dienen uns dabei die gesellschaftlich produzierten Bedeutungen, und damit ist nichts anderes gemeint als die Handlungsmöglichkeiten, die gesellschaftlich in diesen Bedeutungen hineingelegt wurden (also darin situiert und verteilt sind). Als gesellschaftlich produzierte, tragen diese Bedeutungen, diese Handlungsmöglichkeiten die Konflikte oder sogar Widersprüchlichkeiten unserer antagonistischen Gesellschaft schon in sich. Sie beinhalten, im Gegensatz zum suggestiven Bild des Baumaterials oder –Werkzeugs, ganz und gar nicht eindeutige Anweisungen für die handelnden Subjekte, wenn, dann schon vielfältige Verweisungen. Unser Lernen, als persönliche Realisierung von Bedeutungen, kann also keinesfalls auf eine gläubige „Gefolgschaft“ reduziert werden. Ganz im Gegensatz zu einem solchen „einfachen“, technokratischen und religiösen Weltbild, setzt unser Lernen voraus, aber ermöglicht auch, einen produktiven und praktischen Umgang mit Konflikten und Widersprüchen.

Realisierung von Bedeutungen meint hier also keine irgendwie (passive oder aktive) „Internalisierung“ von etwas „Objektivem“ und „Fertigem“, das nur darauf wartet, dass es jemand aufgreift und sich einverleibt. Vielmehr braucht es die subjektive Transformation, die subjektive Herstellung von Bedeutung – unter den jeweiligen Prämissen des lernenden Subjekts. Nur als eine solche subjektive Semiose kann unser Lernen beitragen zu einer sinnvollen Handlungsorientierung für uns und zu einem tätigem und erfolgreichen Eingriff in unserer Welt.

Es ist daher höchst verwunderlich, dass die vielfältigen, gesellschaftlich organisierten, sozialen Unterstützungen von individuellem Lernen (erzieherische Praktiken und/oder Lerntheorien), scheinbar gänzlich ohne die Thematisierung dieser objektiven Konflikthaftigkeit, Widersprüchlichkeit beim Lernen und des subjektiven Umgangs damit, auszukommen meinen/scheinen.



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